Der engagierte Pferdebesitzer möchte doch alles für sein Pferd tun, damit es glücklich ist und seinen Menschen liebt! Hm, vermenschlichen wir die Tiere nun? Ist es etwa ein Freundes- oder gar ein Kinderersatz? Ich finde, dass wir den Pferden Unrecht tun, wenn wir sie nicht mehr Pferde sein lassen. Viele wollen das Pferd immer schön kuschelig warm und trocken in der Box stehen haben. „Nein, bei dem Hundewetter bleibt mein Pferd natürlich in der Box! Es will ja auch immer rein!”
Da es meistens etwas zu fressen in der Box vorfindet, werden die meisten Pferde liebend gerne reingehen, um den Trog abzusuchen. Nur, stehen die Pferde wirklich gerne über viele Stunden oder gar immer in der Box? Zeitweise ohne Futter oder irgendeine Beschäftigung?
Wann ist denn nun ein Pferd glücklich und ausgeglichen? Ich glaube, dass Pferde glücklich sind, wenn ihnen eine „artgerechte Pferdehaltung” gewährt werden kann. Um herauszufinden, was das überhaupt ist, habe ich zu diesem Thema in verschiedenen Medien und Quellen recherchiert. Sehr umfassend und informativ ist die Broschüre vom Tierschutzbund zu diesem Tehma.
Auffällig ist, dass in fast allen Quellen 6 Grundbedürfnisse beschrieben wurden, die ein Pferd erfüllt haben möchten.
1. Lauftier
Pferde bewegen sich in freier Wildbahn etwa 16 Stunden am Tag meistens im Schritt. Dabei legen sie eine Strecke von etwa 20 Kilometern zurück! Ich behaupte einfach mal, dass kaum ein Reiter die Möglichkeit hat, dies durch Reiten hinzubekommen. Durch viel Trab und Galopp kann zwar eine weite Strecke zurückgelegt werden, aber wer reitet schon annähernd 16 Stunden? Dazu kommt, dass Pferde nur etwa 2–3 Stunden Schlaf benötigen.
2. Dauerfresser
Pferde haben einen kleinen Magen, deshalb haben sie von Natur aus immer Appetit. Beim Fressen sind Pferde beschäftigt, durch das Kauen sind die Kiefernmuskeln in Bewegung und das Pferd ist entspannt, somit entsteht keine Langeweile. Am Besten ist es somit, wenn dem Tier mehrere Futterportionen mit längerer Fressdauer ermöglicht werden können. Die natürliche Haltung ist das Fressen vom Boden, das ist ohne Muskelanspannung möglich. Anders als ein höher angebrachte Trog, dies erfordert mehr Geschick und Muskelarbeit.
3. Herdentiere
Pferde sind keine Einzelgänger! Sie brauchen ihre feste Herde und soziale Kontakte, damit sie sich wohl fühlen können. Pferde schließen untereinander Freundschaften und stärken diese durch gemeinsames Fressen und Fellkraulen. Die Herde bietet jedem einzelnen Mitglied Schutz und Sicherheit.
4. Wächter
Das hat wahrscheinlich schon jeder Pferdefreund beim Ausritt oder auf der Weide beobachtet: Wie aus dem Nichts bleibt das Pferd stehen und fixiert einen Punkt in der Ferne. Das machen sie zur Kontrolle ihres Umfelds, ob z.B. ein „Raubtier” naht. Damit schärfen sie ihre hochempfindlichen Sinne.
5. Klimawunder
Pferde kommen ursprünglich aus der baumlosen Steppe, wo sie dem wechselhaften Wetter ausgesetzt waren. Es stürmt, hagelt und regnet, dann brennt wiederum die Sonne herab. Die UV-Strahlen, die auch unterwegs sind, wenn die Sonne durch Wolken verdeckt wird, stärkt und erhält die Stoffwechselfunktionen. Durch die leichte Fettschicht im Unterfell kann der Regen nicht so leicht bis auf die Haut dringen. Pferde sind deshalb solche Klimawunder, weil sie besonders gut mit Temperatur- und Wetterschwankungen zurecht kommen.
6. Frischlufter
Die empflindliche Pferderlunge ist am Liebsten draußen und atmet staub- und bakterienfreie Luft ein. Manche Ställe können dies leider nicht bieten, vor allem wenn staubiges oder schlechtes Heu verfüttert wird.
Fazit:
Ein Pferd ist ein Pferd und muss wie eins behandelt werden! Überdenken und optimieren wir die Lebensbedingungen unserer Lieblingstiere, dann erhöhen sich die Chancen immens, sehr lange einen gesunden und seelisch ausgeglichenen Partner an unserer Seite zu haben!
1 Kommentar
Der Bewegungsstall – Tipps für eine gelungene Herdenzusammenführung | PferdeCampus sagt:
26. Jan. 2012
[…] kann und dadurch eine Wohlfühlgarantie hat. Pferde wollen alle ihre Grundbedürfnisse für eine artgerechte Pferdehaltung sichern und auch einen gewissen Stand in der Herde (“Rangordnung”) bekleiden. Die […]